Über uns

1980 beschlossen ein paar ideenreiche Volleyballer und ihre Frauen, die kleine verschlafene Stadt Wilsdruff an der Wilden Sau um einen Karnevalsclub zu bereichern. Der damalige Kulturhausleiter und das städtische Kulturamt unterstützten diese Idee und seitdem wird in Wilsdruff kräftig Fasching gefeiert.

***

Da in der Öffentlichkeit die kritische Rede nicht erlaubt war, boten Stadtverwaltung, Parteiführung und Regierung genug Stoff für ein Faschingsprogramm, in dem nicht jedes Kind direkt beim Namen genannt wurde, aber durch Vergleiche, kleine Doppeldeutigkeiten und Wortspiele reichlich Lacher geerntet werden konnten. Jedes Programm wurde von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf Öffentlichkeitstauglichkeit geprüft und für gut befunden. Bis zu dem Tag des Faschings im Jahre ‘89. Da kamen zum Zensieren ein paar Herren vom Rat des Kreises in Begleitung der Staatsanwaltschaft. Daraufhin wurden wesentliche Teile des Programms gestrichen, so dass die verbleibenden Fragmente nur noch zusammenhangslose Szenen darstellten, ohne dass dem Publikum hätte Aufklärung gegeben werden dürfen. Der Präsident unseres Karnevalclubs wurde unter Androhung eines Strafverfahrens persönlich dafür haftbar gemacht, dass die gestrichenen Szenen nicht aufgeführt werden. Und zu guter Letzt wollten sie noch Frei-Karten für die Abendveranstaltung!!

***

Glücklicherweise waren das die letzten Zuckungen und Akte der Willkür eines sterbenden Staatsapparates. Man kann sich nicht ewig selbst belügen.

Zur Zeit der Wende ließ das Interesse am Fasching feiern aus unserer Sicht etwas nach. Andere Dinge waren wichtiger. Auch war es wesentlich schwieriger, den Nerv der Leute zu treffen. Die verbotenen Früchte in Nachbars Garten sind die süßesten. Aber wenn nichts mehr verboten ist?

Unser Karnevalsclub war 1990 auf ca. 55 Personen gewachsen, wurde “eingetragener Verein” und überlebte auch die mageren Zeiten.

***

Der Wunsch nach Faschingsnarretei hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. Man sieht’s am Fernsehprogramm. Und an der Nachfrage der Karten für zünftige Faschingsfeten. Politischer Witz ist nicht mehr so gefragt. Dafür umso mehr deftiger Ulk und Klamauk. Und ein paar spitzfindige Bemerkungen zwischendurch, die nur von den Ortsansässigen mit Grinsen und Beifall honoriert werden. Aber solange zur Stadtverwaltung gute Kontakte bestehen und der Bürgermeister freiwillig Stadtsäckel und -schlüssel abgibt (die er natürlich wiederbekommt), gibt es keine Probleme.

Vergangene Saisons